Flow: Was ist das und warum du unbedingt wissen solltest, wie du ihn trainieren kannst?
von Andreas Bosch
(Flow Champions Gründer und Sportmentaltrainer)
von Andreas Bosch
(Flow Champions Gründer und Sportmentaltrainer)
Flow und wie du ihn erreichen kannst. Darum geht es hier.
Aber was ist Flow im Sport überhaupt? Was bringt es dir und wie entsteht es?
Viele Sportler können mit dem Begriff Flow etwas anfangen. „Ich war im Flow“ hat fast jeder schon mal gehört oder gesagt.
Und was ist nun dieser Flow genau?
Schauen wir uns dazu zunächst den Flow Begriff etwas näher an.
Der Begriff Flow wird vielfältig und in Zusammenhang mit den unterschiedlichsten Themen verwendet. Das Resultat ist, dass es viele und teilweise sehr unterschiedliche Definitionen davon gibt.
Oder was hat bitte das umgangssprachliche Sprichwort „go with the flow“ (was so viel bedeutet, wie mit dem Strom schwimmen) mit dem „cash flow“ des Finanzwesens zu tun? Nicht viel! Außer vielleicht, dass sich bei beiden etwas bewegt, sozusagen „fließt“.
Und da sind wir auch schon bei der Grunddefinition des Flow-Begriffs. Das Wort „flow“ kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „fließen, rinnen, strömen“. Wir können also davon ausgehen, sobald das Wort „flow“ verwendet wird, ist etwas in Bewegung, es fließt, ist im Fluss und so weiter und so fort.
Die Verwendungen sind dabei eben recht vielfältig. Von der Bedeutung des Flows in der Musik (bspw. beim Rap) über den klassischen „cash flow“ im Finanzwesen bis hin zum Flow-Zustand im psychologischen Sinne.
Soweit so gut. Und was ist nun der Flow im Sport? Mit was wird er im Spitzensport assoziiert? Oder genauer gesagt, wie wird der Flow-Begriff im Zusammenhang mit Sportmentaltraining genutzt?
Als Sportmentaltrainer verwenden wir den Begriff Flow ausschließlich im psychologischen Sinne. Wenn wir also von Flow sprechen, meinen wir damit den ursprünglich definierten Flow-Begriff der Psychologie. Keine verallgemeinerten Wohlfühl-Arten und Kombinationen, wie etwa das gängige „go with the flow“…
Kurzer Faktencheck: Der Flow-Begriff im psychologischen Sinne geht auf Mihaly Csikszentmihalyi (ausgesprochen in etwa wie im Englischen „Chicks-Sent-Me-High“) zurück. Er leitete ihn aus seinen Beobachtungen von besonders aktiven und hoch motivierten Menschen ab – darunter Maler, Schachspieler, Bergsteiger, Chirurgen und Tänzer –, von denen viele immer wieder über intensive Glücksgefühle bei der Ausführung ihrer jeweiligen Tätigkeit berichteten.
Dr. Hans-Dieter Hermann, einer der renommiertesten Sportpsychologen und Mentaltrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft beschreibt in seinem Buch „Make Them Go“ das Flow-Erlebnis wie folgt:
Beim Flow sind wir uns unserer Handlung bewusst, aber nicht mehr wir selbst. In diesem Zusammenhang sprechen wir auch von kognitiver Leichtigkeit. Das Flow-Erlebnis ist dabei sehr individuell, jedoch kennzeichnen Merkmale wie ein Gefühl von Sicherheit und Ichlosigkeit diesen Zustand. Es bedarf dabei keine Ziele oder Belohnungen, um seine Tätigkeit motiviert auszuführen.
Und Spitzensportler beschreiben ihn als „[…] eine Art Rauschzustand, bei dem ich in dem Moment alles vergessen kann, nur der Augenblick zählt.“
Alles erscheint ganz leicht und einfach, Gefühl der Schwerelosigkeit und vollkommener Entspannung.
Das heißt also, der Flow im Sport beschreibt einen mentalen Zustand, eine Art Tätigkeitsrausch, in dem wir …
• … in unserer Tätigkeit vollständig aufgehen.
• … völlig vertieft sind.
• … das Gefühl haben, dass die Tätigkeit wie von selbst geschieht.
• … unsere Bestleistung abrufen, ohne darüber nachzudenken.
• … uns an unserer absoluten Leistungsgrenze bewegen, ohne Wettkampfangst und Leistungsdruck.
• … absolut selbstsicher und hochkonzentriert sind. Nur der Moment zählt.
Kurzum, der Flow ist der Zustand der höchsten Konzentration.
Der Flow-Zustand ermöglicht dir, völlig mühelos dein Bestes zu geben, ohne Ausnahme und Kompromisse. Du bist in Topform und erbringst Topleistung.
Und genau das bringt es dir! Deshalb solltest du unbedingt wissen, wie du diesen Zustand erreichen kannst, wenn es darauf ankommt.
Halten wir also fest: Der Flow ist ein Zustand, keine Technik und als solcher sehr individuell. Die Techniken, die uns helfen den Flow-Zustand zu erlangen, sind jedoch allgemeingültig und für jeden nutzbar. Sie sind sozusagen objektive Zugänge bzw. Türen in deinen ganz persönlichen Flow-Raum.
Doch bevor wir diese Türen öffnen und enstehen lassen können, müssen wir zunächst verstehen, wie der Flow funktioniert.
Die meisten von uns haben sicher schon mal ein Flow-Erlebnis gehabt. Und das wohl eher zufällig und ungewollt. Sich auf Zwang in einen Flow-Zustand versetzen zu wollen ist aussichtslos. Denn der Flow ist nicht erzwingbar und geschieht völlig unbewusst.
Jetzt fragst du dich vielleicht: „Na toll, und wie kann ich ihn dann erreichen, wenn ich ihn brauche?“
Indem wir zunächst einmal das grundlegende Prinzip verstehen, wie der Flow zustande kommt.
Das gelingt uns nur mit einer ganz zentralen und elementaren Komponente von Spitzenleistung: der Kompetenzüberzeugung. Nur wenn wir von unserer eigenen Leistungsfähigkeit überzeugt sind, können wir uns vertrauen und lernen loszulassen (siehe dazu auch „Make them go“ von Dr. Hans-Dieter Hermann).
Dazu passend fand Mihaly Csikszentmihalyi heraus, dass die beiden Faktoren Überforderung und Unterforderung das Flow-Erlebnis massiv eingrenzen.
Wie sollen wir auch von unserer Leistung überzeugt sein, wenn wir uns vor allem überfordert, aber auch unterfordert fühlen?
Ist die Anforderung zu hoch, sind wir ganz schnell überfordert, Angst und Stress überwiegen und ein Flow-Erlebnis ist aussichtslos (roter Pfeil). Genauso behindern Unterforderung und Langeweile bei zu geringen Anforderungen (violetter Pfeil) den Flow.
Allerdings „fördert“ es den Flow, wenn wir an der entsprechenden Tätigkeit bereits gefallen gefunden haben und die Anforderung gerade so hoch ist, dass sie unsere volle Konzentration erfordert.
Unsere eigenen Fähigkeiten müssen zu den gegebenen Anforderungen einer Tätigkeit passen, damit ein Flow-Erlebnis überhaupt möglich ist.
Der Flow ist dabei nicht allein der grüne Pfeil. Er ist vielmehr ein sich ausdehnender Bereich zwischen dem roten und violetten Pfeil. Steigen also unsere Anforderungen und Fähigkeiten zusammen an, wird auch der Flow-Bereich größer. Und damit steigt auch die Häufigkeit, dass wir in den Flow kommen.
Fassen wir noch mal zusammen: Der Flow wie wir ihn verstehen (im psychologischen Sinne) ist ein mentaler Zustand kognitiver Leichtigkeit. Er ermöglicht dir in deinem Sport voll und ganz auf zu gehen und absolute Bestleistung zu erbringen. Fakt ist, er geschieht völlig unbewusst und kann nicht erzwungen werden. Fakt ist aber auch, dass wenn wir verstehen, wie der Flow entsteht, wir einen ersten Schritt zur Erreichung des Flow-Zustands machen. Sehen wir den Flow als unseren persönlichen Raum, können wir durch Training Türen zu diesem Raum schaffen und öffnen, um diesen Zustand schneller und häufiger zu erreichen, wenn es darauf ankommt.
Dazu haben wir auch gleich eine erste Flow-Übung, damit du das gelesene auch gleich für dich anwenden und nutzen kannst.
Beantworte dir ganz ehrlich diese Frage: Gab es Spiele bei denen du dich überfordert oder unterfordert fühltest?
Wenn ja, geht es jetzt darum, von der Überforderung bzw. Unterforderung in die Kompetenzüberzeugung zu kommen.
Und zwar so…
Hier können dir die „Big 7 Erfolgsfaktoren“ erste Anhaltspunkte geben. Mit ihnen kannst du herausfinden, wo bei dir noch Handlungsbedarf besteht und an welchen Punkten du für eine Optimierung deiner Fähigkeiten ansetzen kannst.
Netter Nebeneffekt: Dich mit deinen Erfolgsfaktoren auseinander zu setzen, hilft dir zusätzlich, dich selbst und deine Leistung differenzierter wahrzunehmen. Anstatt einfach nur zu sagen: „Ich bin ja sooo schlecht…“, gelangst du vielleicht zu dem Ergebnis: „Okay, meine Technik ist noch nicht Weltklasse, aber dafür bin ich konditionsstark, habe ein unterstützendes Umfeld und kann mich auf den Punkt genau konzentrieren.“ Du möchtest mehr über die „Big 7“ Erfolgsfaktoren im Leistungssport wissen. Dann hinterlasse uns einen Kommentar und wir behandeln das Thema in einem folgenden Blogartikel detaillierter.
Du bist bereits von deiner Leistungsfähigkeit überzeugt und fühlst dich auch nicht über- oder unterfordert? GRATULATION! Du hast schon mal die Grundlagen für den Flow geschaffen.
Dann geht es mit dem eigentlichen Flow-Training los.
In den kommenden Wochen zeigen wir dir hier in unserem Blog, wie du durch praktische und regelmäßige Übungen aus unserem Flow-Training häufiger und schneller in den Flow kommen kannst. Du bekommst wirkungsvolle und sofort nutzbare Techniken an die Hand, die dir helfen den Flow-Zustand zu erlangen. Sie sind deine Zugänge bzw. Türen in deinen ganz persönlichen Flow-Raum.
Hallo. Ich bin Andreas, Gründer von Flow Champions, BDFL Referent, Mentaltrainer A, DOSB-Ausbilder und Präsident vom Deutschen Bundeverband Sportmentaltraining.
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