Nachwuchsleistungssport-Symposium: 7 wichtige Learnings für Sportler und Trainer für eine gelungene Talent- und Leistungsentwicklung
von Andreas Paul
(Flow Champions Gründer und Sportmentaltrainer)
von Andreas Paul
(Flow Champions Gründer und Sportmentaltrainer)
Spannende und lehrreiche drei Tage gehen zu Ende. Bei dem diesjährigen Nachwuchsleistungssport-Symposium vom Institut für angewandte Trainingswissenschaften (IAT), Deutschen Olympischen Sportbund e.V. (DOSB) und der Stiftung Deutscher Sporthilfe trafen sich Vertreter aus Forschung, Politik und Spitzensport aus ganz Deutschland. Und ich war mittendrin.
Bei den vielen spannenden Vorträgen, Workshops und Diskussionen stand der Titel des Symposiums „Die Spitze im Blick“ im Fokus, um die gezielte Förderung und Aufbau von Talenten in Deutschland weiter voranzubringen.
Auch ich konnte dabei für uns und unsere Arbeit als Flow- und Mentaltrainer eine Menge mitnehmen, lernen und auch bestätigt sehen. Damit auch du als Sportler und Trainer für deine Leistungserbringung und -entwicklung von diesem Wissen profitieren kannst, gibt es hier unsere Top Learnings aus drei Tagen Symposium.
Genauer gesagt, diese 7 Learnings.
Ein äußerst wirkungsvolles Vorgehen bei der mentalen Wettkampfvorbereitung für den Wettkampf ist „Trainingsernst gleich Wettkampfspaß“.
Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach. Indem wir im Training annähernd realistische Wettkampfbedingungen schaffen oder die Trainingsbedingungen sogar schwieriger und „ungemütlicher“ als die späteren Wettkampfbedingungen gestalten. Sprich, das Training ist noch herausfordernder als der eigentliche Wettkampf, was die Wettkampfbedingungen wiederum leichter erscheinen lässt und der Wettkampf sogar Spaß macht.
Die Effektivität und den Erfolg dieser Herangehensweise bestätigten auch die Berichte deutscher Hockeygrößen und -trainer beim Nachwuchsleistungssport-Symposium. Sie zeigten anhand anschaulicher Beispiele aus ihrer Trainertätigkeit auf, wie das im Training umgesetzt werden kann.
Bernhard Peters (Sportdirektor Hamburger SV, Bundestrainer Hockey 2000-2006) berichtete in seinem Hauptreferat „Bedeutung der Persönlichkeitsentwicklung in der Talentauswahl und -entwicklung! Habe ich da als Trainer Einfluss?“ von schlechten Trainingslagerbedingungen. So fuhr er extra mit seinem Hockeyteam nicht ein tolles Hotel mit allen Annehmlichkeiten. Er suchte sich das genaue Gegenteil aus: ein relativ heruntergekommenes Hotel in einem Land mit schwierigen klimatischen Bedingungen und schlechtem Essen.
Das ist natürlich ein sehr extremer Fall, zumal sich darüber streiten lässt, ob das schlechte Essen nicht eher kontraproduktiv ist. Und doch hatte er Erfolg damit. Die Spieler empfanden die späteren Wettkampfbedingungen fast schon als Urlaub und waren dementsprechend in Topform für das entscheidende Turnier.
Etwas weniger extreme Herangehensweisen berichteten Valentin Altenburg (Bundestrainer der DHB Herren) und Tom Grambusch (Hockey-Nationalspieler und Bronzen-Medaillen-Gewinner Olympischen Spiele 2016) mit diesen erschwerten Bedingungen und Herausforderungen im Training.
• Stress im Training z.B. durch bewusst falsche Schiedsrichterentscheidung und/oder
• Golden Goal (Verlierer muss Platz aufräumen oder eine andere Strafe machen).
• 3 Tage kein Training, was die Spieler unter Stress setzt und zu einem Gefühl von Leere führt.
Bei dem Diskussionsforum zur Talentwahl „Einschätzung psychischer Faktoren und von Umfeldfaktoren im Boxen und in der Leichtathletik“ mit Nico Walter (Deutscher Boxsport-Verband/ Institut für Angewandte Trainingswissenschaft) war eine der zentralen Fragen: Welche Eigenschaften haben zum Erfolg verholfen?
In einer offenen Diskussionsrunde tauschten sich darüber Vertretern aus verschiedensten Sportrichtungen aus. Eine Aussage aus Richtung Eisschnelllauf ist mir dazu besonders in Erinnerung geblieben.
Selbstregulation als eine der entscheidenden Eigenschaft für späteren Erfolg.
Denn das Trainieren und Erreichen von Selbstregulation spielt auch bei unserem Flow-Training eine entscheidende Rolle. Nur wenn wir lernen uns selbst zu regulieren, können wir unseren optimalen Leistungszustand erreichen, der uns wiederum hilft schneller und leichter in den Flow zu kommen.
Erfahre hier mehr über den Zusammenhang Selbstregulation und Flow-Training in unserem Blogbeitrag: „8 unschlagbare Vorteile“ unter Punkt 7.
Natürlich sind diese psychischen und umfeldbezogenen Faktoren für die Talentauswahl und den späteren sportlichen Erfolg auch sportartspezifisch zu betrachten.
Es lassen sich aus dem Vortrag von Nico Walter dennoch sportartübergreifend folgende 4 Faktoren bestimmen.
• Fleiß/Disziplin
• Ehrgeiz
• Motivation
• Belastbarkeit
Wenn auch nicht hier aufgeführt sehe ich basierend auf meiner mehrjährigen Erfahrung als Mentaltrainer Selbstregulation als fünften sportartübergreifenden Faktor für sportlichen Erfolg, wie auch Vertreter des Eisschnelllaufs. Unter anderem weil er uns verhilft in unseren optimalen Leistungszustand zu kommen. Und das ist wiederum erfolgsentscheidend für sportliche Höchstleistung.
Weitere Faktoren für den sportlichen Erfolg lassen sich im nächsten Punkt finden, bei dem der sportliche Erfolg und die dafür notwendigen Eigenschaften speziell aus Sicht der Persönlichkeitsentwicklung betrachtet wird.
Bei dem Hauptreferat „Bedeutung der Persönlichkeitsentwicklung in der Talentauswahl und -entwicklung! Habe ich da als Trainer Einfluss?“ drehte sich alles darum, welche Eigenschaften und Merkmale ein junges Talent entwickeln sollte, um ein erfolgreicher Sportler zu werden.
Zudem wurde aufgezeigt, dass Trainer hier sehr wohl auch Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung nehmen können und die gewünschten Eigenschaften auch fördern können. Hier kommt auch Flow- und Mentaltraining wieder ins Spiel, dass sich gerade den mentalen und emotionalen Faktoren der Sportlerentwicklung widmet.
Kommen wir in den Flow, erreichen wir auch gleichzeitig unsere maximale Konzentration.
Wichtig hierbei ist zu erwähnen, dass Mentaltraining keine klassische Persönlichkeitsentwicklung im psychologischen Sinne ist und die Persönlichkeit im Mentaltraining keine Rolle spielt. Und doch wirken sich die einzelnen Mentaltechniken, die eine Hilfe zur Selbsthilfe geben, positiv auf die Entwicklung von Sportlern aus.
So können durch Mentaltraining und Flow-Training fast alle für die Talentauswahl und -entwicklung so wichtigen Eigenschaften entwickelt und optimiert werden.
• Selbstreflexion
• Selbstüberzeugung, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein
• Konzentrationsfähigkeit
• Lösungs- und zielorientiert
• Hohe Motivation und intrinsisch motiviert
• Willensstärke
• Druck- und Stressresistent und Widerstandsfähigkeit
Ein für mich sehr interessanter Vortrag war das Hauptreferat “ Funktionelle Tests zur Beurteilung von Leistungsfähigkeit und Verletzungsrisiko im Nachwuchsleistungssport“ von Dr. Ralf Doyscher von der Charité Berlin.
Denn er berichtete anhand von Studien, dass das Körpergefühl ein Indiz für das Verletzungsrisiko gibt.
Sprich, mit zunehmendem Körpergefühl verringert sich auch das Verletzungsrisiko.
Das ist für uns deshalb so interessant, da das Trainieren und Verbessern genau dieses Körpergefühls ein entscheidender Bestandteil unserer Flow-Trainings darstellt (Stufe 1 und Stufe 2).
Somit kann unser Flow-Training Sportlern nicht nur dabei helfen in den Flow zu kommen und absolute Bestleistung zu erbringen, sondern auch das Verletzungsrisiko verringern.
[Bonus] Gratis PDF eBook: Lade dir die kostenlose Leseprobe der Flow-Trainingsanleitung, das Flow-Book runter. Wenn du dich zur Flow-Trainingsrunde anmeldest erhältst du dazu kostenlos regelmäßige Tipps wie du u.a. dein Körpergefühl verbessern kannst. Hier geht’s zur Anmeldung.
Ein weiteres wichtiges Learning für uns, ist die herausragende Rolle des Umfelds bei der Talententwicklung
Als Mentaltrainer weiß ich, dass das Umfeld eine entscheidende Rolle für die Leistung eines Sportlers spielt. Sowohl vor als auch während des Wettkampfs.
Und das scheint bei Nachwuchssportlern noch mehr zuzutreffen als bei erwachsenen Leistungssportlern.
Wenn das Umfeld nicht sogar die entscheidende Rolle bei der Talententwicklung spielt.
So berichtete Ringerin Aline Focken aus dem Nähkästchen, dass sie zu Beginn ihrer Karriere über drei Jahre hinweg Kämpfe immer wieder verlor. Sie aber durch ihr Umfeld, in diesem Fall ihre Eltern (selbst Ringer), damit umgehen und sich trotz oder gerade durch die Niederlagen weiter entwickeln konnte. Heute ist sie mehrfache Deutsche Meisterin und wurde 2014 sogar Weltmeisterin im Ringen.
Die Überschrift ist in Anlehnung an das Zitat von Ralf Rangnick (RB Sportdirektor), der das moderne Training bei RB damit auf den Punkt bringt.
Früher ließen die Trainer ihre Spieler Gras fressen, moderne Trainer lassen ihre Köpfe rauchen.
Diese Entwicklung ist natürlich gerade für uns als Mentaltrainer sehr interessant und zeigt uns wieder mal, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und das diese Herangehensweise richtig ist, lässt sich nach dem fulminanten Aufstieg und Behauptung von RB in der Bundesliga wohl kaum bestreiten.
Das Symposium fand in der Red Bull Arena statt. Klar, dass da auch RB Trainer zu Wort kamen. So bekamen wir spannende Einblicke in die Talentauswahl und -entwicklung von RB Leipzig. Wovon sich der ein oder andere bestimmt noch eine Scheibe abschneiden kann.
So berichtete RB Chefnachwuchstrainer Thomas Albeck, dass RB nicht nur das modernste Nachwuchsleistungszentrum Deutschlands besitzt. RB hat vor allem in jeder Mannschaft in allen Altersstufen, auch bereits die ganz jungen RB Talente, hauptamtlich einen Mentaltrainer, neben Cheftrainer, Athletiktrainer und Phyiostherapeuten.
Bei den Talent-Suchkriterien sind nicht nur Technik, (Spiel-) Intelligenz, Schnelligkeit, athletisches Potenzial entscheidend, sondern ganz klar auch Persönlichkeit und psychische Fähigkeiten. So u.a. Belastbarkeit, Einstellung, Freude, Motivation, Konzentrationsvermögen, die alle durch Flow- bzw. Mentaltraining trainiert und optimiert werden.
In einem Interview im Spiegel (Der Spiegel 4/2017) berichtet auch Cheftrainer Hasenhüttl von RBs fortschrittlicher Herangehensweise beim Training. So investiert RB „möglichst mehr […] als die meisten anderen Vereine“. Und damit meint RB nicht Geld, sondern Aufwand!
Wir wollen die Spieler auf ihr nächstes Level bringen. Wir trainieren ihre Augen, die Sinne, die Wahrnehmung. […] Wir glauben an die Wirkung der Summe dieser Kleinigkeiten.
So Hasenhüttl und weiter: „Wir bieten den Spielern mehr an als andere Vereine und hoffen, dass uns das vielleicht einen Vorsprung bringt.“ Und sieht man sich die bisherigen Erfolge von RB an, machen sie damit alles richtig.
Diese Herangehensweise kann ich als Flow- und Mentaltrainer nur bestätigen und unterstützen. Die ganzen kleinen Trainingsdetails und Methoden fügen sich zu einem ganzheitlichen komplexen Trainingskonzept zusammen und holen das Maximum aus den Sportlern heraus. Und dazu gehört eben auch Mentaltraining und das trainieren der Flow-Erreichung.
Bei dem „Diskussionsforum: Trainierbarkeit“ mit der offenen Diskussionsrunde „Wie und was kommuniziere ich mit meinem Team im Wettkampf? Wie trainiere ich das?“ war der Name Programm. Es wurde viel und ausgiebig diskutiert.
Als Mentaltrainer vertrete ich die Ansicht, dass Fehleranalysen wichtig sind, aber zum richtigen Zeitpunkt (nicht im Spiel z.B. während der Halbzeit). Zu viel Nachdenken und Analysieren mit komplexen Taktiktafeln im Wettkampf behindert unserer Erfahrung nach den Sportler daran seine Topleistung zu erbringen. Viel wichtiger und erfolgsentscheidend ist die Spielfreude im Wettkampf. Getreu dem Flow-Training-Motto loslassen und im Moment sein.
Auch RB Trainer Robert Klauß hält nichts von komplizierten Taktiktafeln. Gerade in jungen Jahren (bis 12 / 13 Jahre) sollen die Spieler Spielfreude entwickeln. Sie sollen so spielen wie im Straßenkicker, ganz ohne zu großer Einflussnahme von außen während des Spiels.
Dagegen seien die Taktiken im Basketball sehr kompliziert, so ein Basketballbundestrainer, weshalb eine detaillierte Kommunikation auch mit Taktiktafeln nötig sei. Auch dementsprechende Korrekturen von „fehlerhaften“ Taktiken im Spiel.
Mein Resümee als Mentaltrainer aus der offenen Diskussionsrunde, dass einige Ansätze bereits schon gut sind. Noch mehr Trainer sollten weg von der komplexen Fehleranalyse während des Wettkampfs kommen. Die durchaus wichtige Fehleranalyse sollte besser nach dem Spiel stattfinden. Dann, wenn die Spieler auch einen „freien“ Kopf und aufnahmefähig sind.
Es waren ereignisreiche drei Symposium-Tage, voller Wissen, Aha-Momente und Input.
Wenn ich das Nachwuchsleistungssport-Symposium als Mentaltrainer Revue passieren lassen, dann sind das 7 wichtige Inputs, die ich in nur drei Tagen komprimiert gewonnen habe.
Die hier aus Mentaltrainersicht zusammengestellten top Learnings zeigen uns, dass Flow- und Mentaltraining einen großen Nutzen für die Talentauswahl und -entwicklung sein kann. Ebenso wie für Sportler und Trainer im Allgemeinen. Wenn es nicht sogar zwingend erforderlich ist, um den deutschen Nachwuchsleistungssport optimal zu entwickeln und fördern.
Allerdings musste ich auch feststellen, dass sich Mentaltraining bisher sportartenübergreifend betrachtet noch nicht etabliert bzw. nicht flächenübergreifend praktiziert wird.
Es wird zwar bereits viel mit psychologischen Fragebögen gearbeitet, bei denen es dann aber häufig in der anschließenden Analyse und Umsetzung scheitert. Sprich, die Trainer bekommen zwar Fragebögen, um ihre Talente zu identifizieren und entwickeln, auch mental und emotional, wissen aber letztendlich nicht wie sie damit weiter vorgehen sollen. Kurzum, der Trainingsansatz fehlt hier gänzlich.
Was mir positiv aufgefallen ist, dass erfolgreiche Trainer Mentaltraining bereits einsetzen und davon profitieren, ob bewusst oder unbewusst. Entweder durch eigene Weiterbildung oder indem sie mit Experten (Mentaltrainer) zusammenarbeiten.
Ich hoffe, du kannst aus meinen Einblicken, Erkenntnissen und Schlussfolgerungen für dich und dein Training dazu lernen, ob als Sportler oder Trainer. Und ich hoffe sie bringen dich in deinem Sport weiter.
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Hallo. Ich bin Andreas, Gründer von Flow Champions, BDFL Referent, Mentaltrainer A, DOSB-Ausbilder und Präsident vom Deutschen Bundeverband Sportmentaltraining.
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